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Wie der Mann mit dem Hut den Eishockeysport nach Niesky brachte
02.11.12, 08:49 Uhr (Quelle: Sächsische Zeitung)
Der Ehrenpräsident des Eislaufvereins Niesky war nie aktiver Spieler – aber wurde zur Eishockeylegende. Er spielte nie Eishockey – lehrte aber Hunderten Jugendlichen, wie man einen Schlagschuss ansetzt. Er machte nie den Trainerschein oder erhielt eine Lizenz als Übungsleiter – betreute aber fünf Jahrzehnte lang Eishockeymannschaften, von den Kindern bis zu den Männern.
Der Weißwasseraner Manfred Buder, 202 Länderspiele für die DDR, sieben  Weltmeisterschaften gespielt, 1968 in Grenoble bei Olympia dabei, sagt über  Manfred Junker: „Solche Leute wie den Manne gibt es selten. Wie der sich für den Nieskyer Eissport engagierte, einfach klasse. Und das unter primitivsten  Bedingungen. Oft fragte er bei uns nach, habt ihr paar alte Hosen, Isolierband, gebrauchte Schläger oder Handschuhe? Wäre er nicht gewesen, wer weiß, ob  Eishockey in Niesky überlebt hätte. Dem Manfred wünsche ich Gesundheit und noch viele gute Jahre.“

Am Sonntag, ab 18 Uhr, wird Manfred Junker wieder im Waldstadion sein. Wenn seine Tornados ihr erstes Heimspiel in dieser noch jungen Saison bestreiten. Wie immer, sitzt er dann am äußersten Rand der Strafbank. „Das ist regelkonform, ich habe mir dieses Privileg einfach genommen. Als  Ehrenpräsident des Vereins“, sagt der 79-Jährige. „Hauptgrund sind meine Beine. Die wollen nicht mehr richtig, die brauchen viel Platz.“

Zig Hände muss er im Stadion immer wieder schütteln. Befragt nach dem Geschehen auf dem Eis, beeindruckt der Manne mit seinen knallharten Analysen. Da spricht wirklich der Experte. Kein Wunder – mit 20 Jahren kam der in Kohlwesa bei Hochkirch geborene nach Niesky. Grund dafür war nicht nur, dass es hier ein neues Natureisstadion und eine intakte Eishockeymannschaft gab. Entscheidend war vor allem Fräulein Helga, die sogar etwas Schlittschuh laufen konnte. Der junge Ehemann gründete nicht nur eine Familie, sondern verschrieb sich ebenso mit Leib und Seele dem Eishockey. „Nicht auf dem Eis. Ich war etwas zu korpulent. Meine Stärke lag im Organisieren, die Arbeit im Hintergrund, damit die Mannschaften funktionieren.“ Eishockeykenntnisse holte er sich besonders aus tschechischer Fachliteratur, Schulungen und von den alten Hasen auf dem Eis.

Apropos Eis: Manfred Junker wurde zum wohl berühmtesten Eismacher, zum Künstler geradezu, sowohl im Stadion Moryteich wie in der Natureisarena Waldbad. Um seinem Enthusiasmus die Krone aufzusetzen, wohnte Manfred Junker mit Familie sogar elf Jahre in der Wohnung über dem Eingang zum Waldbad. Da konnte er sogar bei eisigen Temperaturen selbst in der Nacht mal schnell mit Garten- und C-Schlauch eine Schicht Eis spritzen. Die eigentliche Eismacherei mit Rudi Kahra begann immer vier Uhr in der Früh. Um sechs musste das Eis, bis zu sieben Zentimeter dick, fertig sein. Dann nahm der Wasserdruck rapide ab, vor allem wegen der Industrie.

Beruflich war Manfred Junker Kraftfahrer beim Rat des Kreises. Damit fand er für seine ehrenamtlich sportliche Arbeit ideale Bedingungen vor. Denn: Das staatliche Organ war Träger der BSG (Betriebssportgemeinschaft) Einheit und damit der Sektion Eishockey. „So war ich bei einem rund Zwölf-Stunden Arbeitstag für den Sport und für meine dienstlichen Vorgesetzten auf Achse. Die hatten zum Glück für Eishockey Verständnis.“

Und wie kam Manfred Junker zu dem Titel „Der Mann mit Hut?“ Ganz einfach. Das hat mal einer im Crimmitschauer Eisstadion gesagt, als man Junker suchte. „Und ich trug halt gerne einen Filzhut, Sommer wie Winter.“
SZ vom 01.11.12, Beitrag: Ullrich Martin
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