29.05.13, 10:06 Uhr
(Quelle: Sächsische Zeitung) Mit der neuen Halle werden die Zeiten für das Hobbytraining in Weißwasser knapper. Da wäre ein Dach für Nieskys Waldstadion eine Hilfe. Der Weg ist steinig. Probesitzen der Fans in der neuen Eisarena. Rolli-Test in der Anlage mit Eishockey- Fanchef Silko Hoffmann. Lichtertest mit Experten. Öffentliche Ausstellung der Eisarena-Planung mit Diskussionsrunden aus Bürgern und Hockeyfans. Frühzeitige Suche nach Sponsoren. Diskussion über die Namensrechte bei der neuen Eisarena. Bau der Fanmeile mit sportlichgewerblicher Ausrichtung vom Stadtzentrum zur Arena. Eine Baustellen-Online-Kamera für die Fans. Regelmäßige Vor-Ort-Termine für Medien, um die Entwicklungen und auch Probleme beim Hallenneubau für die Lausitzer Füchse und Eishockeyfans oder Hobbyspieler transparent zu machen. So geht Weißwasser mit dem teuersten und zugleich prestigeträchtigsten Neubau seiner jüngeren Geschichte um. In Niesky ist das alles anders. Hier haben die Fans mit Demos, Fackelzügen, Protestschreiben, Mahnen und Bitten um ihr Waldstadion gekämpft. Anfangs lautet der Tenor aus der Verwaltung: kein Geld, keine Perspektive, keine Chance. Als alles zu scheitern droht, kommt doch noch der Fördermittelbescheid des Freistaates, es ist der einzige offizielle Termin im jahrelang drohenden Aus ab 2015. Denn danach endet die Betriebserlaubnis für die Technik. Es muss dringend was getan werden, sonst endet nämlich auch die Eishockeytradition Nieskys. Hinter den Kulissen passiert
viel: Die einen ärgern sich, weil so viel Geld für Technik und Dach ausgegeben werden soll. Den anderen ist es zu wenig. Die Nieskyer Stadtwerke, welche das Stadion betreiben, bieten Kunden einen Sportcent an, als freiwillige Spende je Kilowattstunde. Ein löbliches Beispiel. Aber viel passiert einfach auch ohne die Fans. Das jüngste Beispiel ist die Lösung der Parkplatzproblematik. Ein Haus an der Höhnestraße abreißen, Stellplätze hin, fertig. Das ist die Botschaft aus dem Rathaus. Weil in dem Haus aber noch ein Nieskyer wohnt, der gar nicht wegziehen will, sagt jetzt Ratsmann Sandro Simmank: „Dass wir Stellplätze brauchen, ist klar, aber ich bin gegen den Abriss.“ Und er bringt in die Diskussion ein, dass es auch andere Flächen für die dringend benötigten Parkplätze gebe – die Plittstraße etwa. Oberbürgermeister Wolfgang Rückert betont in einer ersten Reaktion, dass der Vorschlag mit dem Hausabriss auf einer Vorplanungsebene angesiedelt sei. Die Aufregung um den Fall könne er deshalb nicht nachvollziehen. Abgesehen davon stehe er zu dem Vorhaben:
„Wir haben in Niesky kein Wohnungsproblem, wegen der vier Einheiten“, sagt er mit Blick auf einen Abriss. Zudem sei das Gebäude alt und sehr sanierungsbedürftig, da müssten eben betriebswirtschaftliche Überlegungen angestellt werden. Denn die Lage in der Nähe des Ortseingangs ist für Eisstadion und Waldbad Niesky zugleich nahezu perfekt. „Ich fände es eher schade um die schöne Gartenanlage, als um das Haus“, so Rückert. Ein Vorschlag von der Stadt – undiskutiert. Sicher eine rationale Lösung, welche auch die technischen Belange von Lärmschutz und Unkosten berücksichtigt. Aber eine Diskussion mit denen, die das Stadion einmal nutzen wollen, ist das wohl kaum. Denn es gibt auch andere Ideen, um das Parkchaos am Emmaus-Krankenhaus durchs Waldbad und Stadion zu entschärfen. Nicht nur Sandro Simmank hat da Ideen, auch Arnim Christgen, der Kreissportbund-Vize: „Was würde es kosten, eine neue Eisfläche und ein Dach zu bauen und das alte Stadion als Parkplatz zu nehmen?“, fragt er. Die Idee ist zweifellos revolutionär, aber weder durch Förderrichtlinien noch Sanierungsgebiete oder die Bestimmungen für das Trinkwassereinzugsgebiet gedeckt. Aber es ist ein Diskussionsbeitrag. Und zumindest Ideen sammeln und diskutieren, müsse erlaubt sein, betont Christgen. Er ist es auch gewesen, der die Freifläche des ehemaligen Schwesternhauses am Zinzendorfplatz als Stellflächenlösung immer mal wieder thematisiert hat. Durchgesprochen, abgewogen und diskutiert worden ist das auch seit Jahren nicht mehr. Dabei hat Niesky mit der Fördermittelzusage auch eine große Chance in Sachen Eissport und mehr. Stadträtin Christine Lorenz betont jedenfalls: „Wenn wir uns schon so ein feudales Eisstadion leisten, sollten wir klotzen, statt kleckern.“ Die Weißwasseraner haben das getan.
Von Wulf Stibenz
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