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Historische Serie Teil 7/9 - Die neuen Jerseys lagen erst auf der Autobahn
18.12.12, 12:41 Uhr (Quelle: Sächsische Zeitung)
Im neu eröffneten Waldstadion spielten die Männer von Einheit Niesky ab 1967 als Neuling in der Gruppenliga Ost. Insgesamt gab es in dieser zweithöchsten Klasse fünf Staffeln. Der sportliche Erfolg war zu dieser Zeit mäßig. Ein neuer Boom setzte wieder ein, als Ende der siebziger Jahre der Umbau des Eisstadions erfolgte – und erneut mit vereinten Kräften das wundervolle Waldstadion hergerichtet wurde. Dabei übernahm vor allem ein Nieskyer Sport-Urgestein das Zepter. Beinahe wäre Niesky zu einer Eishockeystadt mit Kunsteisstadion geworden. Mitte der 1970er Jahre schenkte das große Weißwasser dem kleinen Niesky seine alte Kunsteisanlage, weil das Wilhelm- Pieck-Stadion auf eine hochmoderne Eismaschinerie setzte. Allein 10 000 Mark kostete der Transport der ausrangierten Technik. Diese lagerte jahrelang am Waldstadion, weil es kein klares Bekenntnis, ausgeschlossen waren natürlich
die Eissportler, zu dem Kunsteis gab. Finanziell war der Einbau einfach nicht zu
stemmen. Die Entscheidung kam von ganz oben, weniger von der Stadt. So feierte das neue Waldstadion 1978 als Natureisarena trotzdem eine vielumjubelte Premiere. Vor dieser Premiere, schon 1977, verschrotteten die jungen Eishockeyspieler Rainer Meißner und Bruder Manfred, damals Stahlbau- Lehrling im ersten Lehrjahr, Ralf Kiok, Detlef und Torsten Saba den riesigen Haufen Technik zum Eismachen. „Als Dankeschön bekam jeder ein Paar Thermostiefel. Die waren damals der große Modehit.“ Darüber muss Manfred Meißner, der 1970 als Elfjähriger anfing mit Eishockey unter Trainer Manfred Kuniß, noch heute lächeln. „Wir waren eine regelrecht eishockeyverrückte Truppe. Auch wenn man uns mal für was anderes brauchte, alle machten mit. Wie oft räumten wir Massen von Schnee aus dem Waldstadion. Dann hatten wir Eis, tags darauf wars wieder weg. So mussten wir viele teure Eiszeiten in Weißwasser nehmen. Die hatten ja zwei Kunsteisflächen.“ Die Meißner-Brüder wurden in den Spielberichten der SZ-Lokalredaktion immer wieder als Leistungsträger erwähnt: Manfred als der resolute Torschütze, der vier Jahre ältere Rainer mehr als Abräumer und Vorbereiter. Bald aber rückte ein weiteres Brüderpaar in den Eishockeyfokus: Gerd und Bert Jandik, beide Schlosserlehrlinge in der IMO. Der zwei Jahre ältere Gerd spielte 1978, mit 13 Jahren der jüngste im Team, sein erstes großes Turnier bei der DDR-Bestenermittlung der Schüler. „Dieses Turnier werde ich nie
vergessen. Mit dem Bus der Stannewischer Firma Tzschoppe ging’s nach Rostock. In einem kleinen Hänger war die Ausrüstung drin. So auch ein Koffer mit neuen Nylon-Jerseys. Die hatten uns Frauen aus der Nieskyer Herrenmode genäht. In Rostock angekommen, merkten wir: Der Koffer war weg, auch einige Schläger. Das hatten wir auf der Autobahn verloren. Ursache war die nicht richtig verschlossene Tür. Das war ein Schreck“. Der dauerte nicht lange. Bald kam ein Rostocker Autofahrer. Dieser fand den Koffer kurz vor Rostock auf der Autobahn. Mit den neuen Trikots erspielten sich die Einheit- Jungs gegen starke Konkurrenz einen sehr guten dritten Platz. Gerd Jandik konnte bei diesem schweren Turnier vor allem mit Technik, Schnelligkeit und läuferischen Qualitäten überzeugen. Diese Eigenschaften zeichneten ebenso Bruder Bert aus, der gleichfalls ein überragender Fußballer war. Heute stehen die Jandik-Brüdermeist hinter der Bande. Gerd als 1.Vorsitzender sowie Co-Trainer der Tornados und verantwortlich für die Ausrüstung, Bert als Kampfund Schiedsrichter. Und im Alte-Herren-Team sind immer mal einige Eiszeiten angesagt. Da mischt dann auch Manfred Meißner mit, der neun Jahre lang Stadionsprecher war und jetzt Installationsmeister und Firmenchef für Gas, Wasser und Heizung ist. Bruder Rainer arbeitet in München und kommt höchstens mal als Fan ins Waldstadion. Mit einer Eislaufschule 1979, der zusätzlichen Spritzeisbahn vor der Rosenhalle 1980 und Bildung des Sportstättenbetriebes Niesky, unter anderem mit Hubertus Noll, Manfred Junker, Heinz Warsow und Horst Micklei, erhielt der Nieskyer Eishockeysport weiteren Auftrieb. Sogar einen Wanderpokal des VEB Gummiwerk Niesky gab es, wo ja Eishockeypucks für alle Welt produziert wurden. Knüller waren die Eishockey-Spartakiaden der Schulen unter der Regie von Kreisturnrat Hartmut Spitzner. Vor allem die „Dörfler“ trumpften auf. Wie die OS Klitten, die 1986 Gold vor der OS Jänkendorf holte. Zudem gewannen die Einheit-Männer sechsmal den Titel eines Bezirksmeisters. „Wir spielten mit so viel Freude vor unseren vielen Anhängern. Eishockey war für die Nieskyer ja wie eine Lebensader. Bis zum bitteren Ende“, sagen heute Manfred Meißner und Gerd Jandik. 1989 musste das Waldstadion schließen. Wegen Geldmangels und der von der DDR-Führung gegen den Eishockeysport angeordneten Politik. Drei Jahre später begannen die Stadtväter und Unentwegte, diese Durststrecke zu beenden.


Bildunterschrift: Das ist eine Aufnahme des Nieskyer Schülerteams nach der
DDR-Bestenermittlung 1978 in Rostock. Auf dem Foto sind zu sehen (jeweils von links ,hintere Reihe): Betreuer Bernd Borgward, Thomas Merkel, Peter Jurke, Wilfried Kerger, Karsten Olschewska, Steffen Raatz, Armin Kittner, Trainer Erhard Fiebig und Mannschaftsleiter Manfred Junker. In der vorderen Reihe knien Jens Borgward, Frank Bittner, Detlef Saba, Frank Olschewska, Gerd Jandik, Roman Hubatsch und Maik Dorn.
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