24.10.12, 19:46 Uhr
(Quelle: Sächsische Zeitung) Das erste Heimspiel der Nieskyer Tornados fällt wegen Wärme aus. Das Dach kommt aber bald. Trainer Jens Schwabe traut seiner Mannschaft viel zu – unter ganz bestimmten Bedingungen. Solche Meldungen gibt es in Eishockey- Deutschland nur (noch) aus Niesky: „Das für den Sonntag geplante erste Heimspiel der Tornados im Nieskyer Freiluftstadion am Waldbad gegen die Icefighters aus Leipzig musste leider abgesagt werden. Nach Informationen der Stadtwerke Niesky gehen witterungsbedingt erst heute die Eismaschinen in Betrieb. Die Zeit reicht nicht aus, um bereits am Sonntag das Stadion mit bester Eisqualität freizugeben. Das schöne Herbstwetter der letzten Tage mit den überdurchschnittlich hohen Temperaturen verhindert den frühzeitigen Start der Eissaison in Niesky“, heißt es in einer Pressemitteilung des Vereins. Was wie ein Text aus den 50er Jahren anmutet, ist wirklich aktuell. Aber: Inzwischen ist absehbar, dass solche Meldungen aus dem letzten deutschen Freiluftstadion mit regulärem Spielbetrieb in absehbarer Zeit Geschichte sind. Die Eistechnik wird nach der Saison 2013/14 erneuert, das Eisstadion bekommt außerdem ein Dach. Die Fördermittelzusage ist auf dem Tisch. Aktuell hat diese Entwicklung für die Nieskyer Tornados noch keine Auswirkung. „Die Spieler sind froh, dass sich nach den vielen Jahren endlich eine Lösung für ihr Stadion abzeichnet“, sagt Trainer Jens Schwabe. Auch für die vielen Weißwasseraner im Kader ist das Waldstadion in Niesky inzwischen das Zuhause geworden. Und die Sicherheit, dass es mit dem Eishockey in Niesky nun doch weitergeht und sich die Bedingungen deutlich bessern werden, soll schon in dieserSaison beflügeln. Schwabe nennt als Saisonziel den dritten Platz. Das provoziert nach dem sechsten Platz im Vorjahr und einem nur gering veränderten Kader (Rädecker und Michalk weg, Pohling und Nachwuchsspieler dazu) natürlich Nachfragen. „Ja, wir haben das drauf“, bekräftigt Schwabe und fügt lachend hinzu: „Weil wir dieses Jahr vom Verletzungspech verschont bleiben.“ Anders als in der vergangenen Saison, als phasenweise vier, fünf Spieler gleichzeitig nicht zur Verfügung standen und sich die Mannschaft mit manchmal gerade so zwei kompletten Reihen über die Runden retten musste. „Außerdem sind meine Spieler noch erfahrener geworden, und die jungen Spieler aus dem eigenen Nachwuchs sorgen für etwas mehr Breite.“ Trotzdem werden die Tornados von einigen Anhängern kritisiert, dass der Kader erneut zu klein sei. Das sieht der Trainer aber anders:„Laut Durchführungsbestimmungen dürfen auf dem Protokoll maximal 15 Feldspieler über 21 Jahre stehen. Mit Marcel Leyva, den ich im Januar zurückerwarte, haben wir genau diese 15 über 21-Jährigen. Natürlich könnten wir noch mehr Spieler holen. Wenn alle da sind, müsste ich aber die überschüssigen auf die Tribüne schicken.“ Außerdem habe Niesky auch in den vergangenen Jahren immer mit einem relativ kleinen Kader gespielt und hätten andere Vereine auch nicht wesentlich mehr Spieler unter Vertrag – wenn man von den Förderlizenzspielern absieht. Genau da tut sich in Niesky eine Lücke auf, weil die Lausitzer Füchse ihre Anschlusskader nach Jonsdorf schicken. Gespräche der Nieskyer mit den Füchse-Verantwortlichen sind ohne Ergebnis geblieben. „Das liegt natürlich auch an unseren Bedingungen mit nur vier Monaten Eis in Niesky“, sagt Schwabe, derhofft, dass sich die Zusammenarbeit mit Weißwasser in diesem Bereich nach dem Bau der Überdachung verbessert. Bis dahin (und natürlich darüber hinaus) soll das Nieskyer Waldstadion eine gefürchtete Stätte für die gegnerischen Mannschaften bleiben, die sich mit den für sie ungewohnten Bedingungen und der ganz eigenen Atmosphäre immer erst zurechtfinden müssen. Gegnerische Mannschaften können auch nicht mehr darauf setzen, dass es bei den Tornados eine „schwache“ Reihe gibt. Schwabe legt als Trainer sehr viel Wert darauf, sein Team ausgeglichen aufzustellen, junge Spieler zum Beispiel zu erfahrenen Leistungsträgern zu stellen: „Ich habe keine erste, zweite und dritte Reihe, sondern eine gelbe, grüne und rote“, erklärt der 40-Jährige. So spielt der 17-jährige Verteidiger David Vatter an der Seite von Sebastian Greulich, zu denen sich der Sturm Jankovych/Musil/Bauer gesellt. Der ebenso junge Stürmer Eric Girbig hat mit Linke/Bartel und Pohling/Becher erfahrene Cracks an seiner Seite und hinter sich. Es bleibt die im Durchschnitt jüngste Reihe mit Wimmer/Kuhlee und den Stürmern Noack/Brill/Wahne. Richard Jandik springt zwischen den Reihen hin und her. Dieses Konzept soll helfen, die jungen Spieler schneller an das Oberliga-Niveau heranzuführen. Und es kommen in den nächsten Jahren noch mehr Spieler aus dem eigenen Nachwuchs. „Aus jedem der drei nächsten Jahrgänge erwarte ich zwei Spieler, die das Potenzial für die Oberliga haben“, sagt Schwabe. Um die Zukunft des Nieskyer Eishockeys muss einem also keine bange sein – auch an dieser Front nicht.
AUF EIN WORT - Frank Thümmler über die neue Tornado-Saison
Kein Platz für Wehmut
Wenn der Himmel klar, die Temperaturen nicht zu kalt und das Spiel der Tornados berauschend sind, ahnt man schon jetzt, dass einige Zuschauer sagen werden: „Ach, ist das nicht herrlich in so einem Freiluftstadion.“ Stimmt – aber eben nur, wenn der Himmel klar und die Temperaturen erträglich sind. (Berauschend spielen die Tornados ja fast immer). Vergessen ist auf der Tribüne schnell, dass es in Niesky statt sieben nur vier Monate Eiszeit gibt, dass der Spielplan in der Oberliga immer den Nieskyer Bedürfnissen angepasst werden muss, weil im Oktober nur auswärts und ab März nur in Weißwasser gespielt werden kann. Vergessen sind die Spiele, die wegen Dauerregens auf der Kippe standen, weil auf dem Eis nur Wasser stand oder die Partien, bei denen das Eishockeyspiel zur Pucksuche im Schnee mutierte. Nein, da ist kein Platz für Wehmut, auch wenn sogar die höchste deutsche Liga auf die Idee gekommen ist, jährlich ein Spiel („Winter Game“) in einem Fußballstadion unter freiem Himmel zu präsentieren. Zwei Spielzeiten müssen die Tornados noch unter den bisherigen Bedingungen überstehen, dann wird alles besser. Wir alle hoffen, dass die Spieler schon jetzt von dieser Aussicht beflügelt sind und eine tolle Saison hinlegen. Eines ist klar: Der Grundstein für einen Podestplatz muss zu Hause gelegt werden. Und für die, die vielleicht doch Wehmut plagt: Es gibt noch 32 Heimspiele bis zum Dach.
EINTRITT
Einzelkarten: Erwachsene (ab 17 Jahre) 6 Euro,
Kinder bis einschl 16 Jahre, Vereinsmitglieder, Schwerbeschädigte) 4 Euro
Dauerkarten: Die Saisondauerkarte für das Nieskyer Waldstadion gilt für alle 16 Heimspiele der Hauptrunde. Der Kartenpreis für einen Erwachsenen beträgt 85 Euro, für eine ermäßigte Saisonkarte 55 Euro. Die Dauerkarten sind ausschließlich in der Modeboutique Ramona Jandik in Niesky auf der Görlitzer
Straße bis 9. November erhältlich.
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