16.02.12, 20:30 Uhr
(Quelle: Sächsische Zeitung) Am Ende riss der Nieskyer Kapitän Sven Becher die Arme nach oben. Seine Tornados hatten am Dienstag gerade den Tabellenvierten Fass Berlin mit 5:2 niedergerungen und sind in der Tabelle auf den fünften Platz nach vorn gesprungen. „Der Sven war wie immer kämpferisch ein Vorbild, hat seine Defensivaufgaben super erfüllt und sich mit dem Kopf voran in die Schüsse geworfen“, lobt Trainer Jens Schwabe, der seinen Kapitän für einen der besten Verteidiger der Oberliga hält. Für die Tore sind allerdings andere zuständig. Sven Becher glänzt in der Offensive eher als Vorlagengeber, hat in dieser Saison schon 15 Assist, aber erst einen Treffer auf dem Konto. „Das ist eben mein Spiel. Wenn ich einen Schlagschuss antäusche und den Puck dann so ablege, dass ihn mein Mitspieler nur noch ins leere Tor schieben muss, freue ich mich genauso, als wenn ich selbst ein Tor geschossen hätte. Aber es stimmt schon: Einige, unter anderem auch mein Vater, sagen, dass ich eigensinniger sein soll. Für mich ist es aber nicht so wichtig, in der Torstatistik aufzutauchen. Hauptsachse, wir haben gewonnen. Und die meisten Spiele werden in der Abwehr entschieden.“ Auch am Dienstag waren andere für die Tore zuständig. Besonders erfreulich: Stephan Kuhlee, der das erste Mal nach seiner Krankheit auflief und zwei Drittel durchhielt, erzielte den Treffer zum 1:0, stand nach einem Wimmer-Distanzschuss beim Abpraller goldrichtig. Das zweite Tor war eines der kuriosen Art. Sebastian Greulich hämmerte den Puck in Überzahl Richtung Tor, aber sein Stock brach, der Puck rutschte nur langsam aufs Tor zu. Daniel Bartell erfasste die Situation am schnellsten und löffelte die Scheibe über den liegenden Torwart hinweg ins Netz. Bartell gelang kurz nach der ersten Drittelpause auch noch das 3:0, wobei der Gästetorwart nicht gut aussah. Kein Strafminutenkönig mehr Die Nieskyer Defensivtaktik ging bis zur 30. Minute voll auf. „Wir wollten defensiv sicher stehen und auf Konter lauern“, sagte Schwabe. Den Nieskyern unterliefen auch kaum Fehler, Zeitstrafen konnten im Großen und Ganzen vermieden werden. Das war früher auch eine Schwäche von Sven Becher, der gegen Fass Berlin zweimal auf die Bank musste, aber jeweils einen Berliner „mitnahm“.. „So dumme Fouls wie früher manchmal mache ich jetzt einfach nicht mehr. Und ich reagiere in bestimmten Situationen nicht mehr so unbeherrscht. Natürlich ist man emotional voll dabei, erst recht, wenn man ungerecht behandelt wird. Wenn ich jetzt mit den Schiedsrichtern rede, dann meistens im ruhigen Ton. So kriege ich seltener Zehn-Minuten-Strafen“, kommentiert er selbst. Gegen Fass Berlin drohte das Spiel ab der 32. Minute trotzdem zu kippen. Die Berliner kamen nach einem unglücklichen Zusammenprall zweier Spieler und einem abgefangenen Pass auf 3:2 heran, machten viel Druck und hatten bei insgesamt drei Pfosten- und Lattentreffern Pech. Auch der starke Ronny Greb im Nieskyer Tor bewahrte sein Team vor weiteren Gegentreffern. Bis zur 55. Minute blieb es ein Spiel auf Messers Schneide. Fass Berlin musste unbedingt gewinnen, um sich alle Chancen auf den zweiten Platz zu bewahren. Aber dann gelang Mojmir Musil ein Traumtor in Überzahl: Wieder hatte Sebastian Greulich geschossen, der Abpraller kam zum Tschechen, der ihn aus extrem spitzen Winkel ins Dreiangel jagte. Da staunten selbst seine Mitspieler. Jens Schwabe: „Da war nur ein Zentimeter Platz, wo der Puck durchmusste – ein Geniestreich.“ und als Daniel Bartell wenig später seinen dritten Treffer erzielte, diesmal ließ eine Musterkombination die Fans mit der Zunge schnalzen, war das Spiel entschieden. Trotz der geringen Spielerzahl gehörte die Schlussphase wieder einmal den Nieskyern. Mindestens noch drei Jahre Sven Becher sieht es gar nicht als so großen Nachteil an, mit nur zwei Reihen spielen zu können: „Dafür stehen nur gut ausgebildete Spieler auf dem Eis. Uns unterlaufen dadurch weniger Fehler. Nicht umsonst schalten ja manche Mannschaften auf ihre besten zwei Reihen um, wenn es eng wird. Ich selbst spiele sowieso lieber mit vier Verteidigern, damit nicht so lange Wartezeiten entstehen und man gut ins Spiel kommt.“ Für Stürmer, die viel mehr laufen müssen als die Verteidiger werde es mit zwei Reihen allerdings schwierig. Am nächsten Sonnabend geht die Punktspielsaison mit einem Heimspiel gegen Chemnitz zu Ende. Mit einem Sieg könnte mindestens der sechste, vielleicht sogar der fünfte Platz gesichert werden. Angesichts der starken Gegner und des Verletzungspechs der Tornados wäre das ein super Ergebnis. Danach folgt noch eine Pokalrunde – und für Sven Becher, der dieses Jahr 30 Jahre alt wird, die nächste Saison. „Die drei Jahre, die es in Niesky noch Eis gibt, werde ich sicher noch spielen. Ich hoffe, dass die Verantwortlichen das bald mit dem Dach auf die Reihe kriegen. Und dann mal sehen. Eishockey auf diesem Niveau kostet viel Zeit, neben der Arbeit bei Vattenfall. In diesem Jahr kommt meine langjährige Freundin zurück in die Gegend. Irgendwann wird dann auch Familie wichtiger.“
Tore:
1:0 Kuhlee (6:02, Assist: Wimmer, Girbig),
2:0 Bartell (15:55, Überzahl, Greulich, Wimmer),
3:0 Bartell (20:38, Musil, Linke), 3:1 Ludwig (11:18),
3:2 Faber (16:28), 4:2 Musil (55:00, Überzahl, Bartell, Greulich),
5:2 Bartell (56:47, Linke, Musil),
Strafen:
Niesky 12,
Berlin 12 + 10),
Zuschauer: 335
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