14.09.11, 19:22 Uhr
(Quelle: Sächsische Zeitung) Für den Abgang von Robert Wolfermann nach Halle gibt es keinen Ersatz. Eine alte Eishockey-Weisheit besagt: Ein guter Torwart sind 50 Prozent der Mannschaft, ein schlechter aber auch. Deshalb achten alle hochklassigen Vereine darauf, besonders auf dieser Position gut besetzt zu sein, möglichst mit Absicherung, falls sich die Nummer 1 verletzt. Die Nieskyer Tornados müssen hoffen, dass genau dieser Fall in den 32 Saisonspielen nicht eintritt. Nach dem Abgang von Robert Wolfermann zu den Saalebulls nach Halle lastet die Verantwortung bei den Nieskyern in der neuen Saison voraussichtlich allein auf den Schultern von Ivonne Schröder, der deutschen Nationaltorhüterin, die sich in den beiden letzten Spielzeiten den „Torwartjob“ mit Wolfermann geteilt hatte. War sie verletzt (wie zu Beginn der vergangenen Saison für längere Zeit) oder fuhr sie zur Nationalmannschaft, war immer noch Wolfermann da.
„Verletzen sollte sie sich in der neuen Saison nicht“, sagt Tornado-Trainer Jens Schwabe. Der Verein versuche zwar, einen weiteren Torwart zu finden, aber das sei schwer. Als Backup steht Ronny Greb bereit, der in den vergangenen Serien immer wieder Spiele der Tornados mit absicherte und oftmals auf der Bank saß, um im Verletzungsfall des Torwarts einzuspringen. „Der Ronny hat sich zuletzt im Training deutlich gesteigert und hat uns Spieler schon so manches Mal zur Verzweiflung gebracht. Er braucht kontinuierliches Training, dann muss einem bei einem Einsatz nicht bange sein“, sagt Schwabe. In seinem Hinterkopf schwirrt allerdings noch eine weitere Möglichkeit herum: Sollte tatsächlich einer der beiden Torhüter länger ausfallen, könnte der Coach versuchen, Thomas Bresagk zu einem Comeback zu überreden. Der 45-jährige Ex-DDR-Nationaltorwart trainiert bei den Tornados zum Spaß mit und ist immer noch äußerst schwer zu überwinden. Mit Verweis auf „seine alten Knochen“ hat Bresagk bisher ein Comeback immer lächelnd ausgeschlossen. Aber Not am Mann und es nur für eine kurze Zeit wäre, wer weiß…
Auch sonst ist der Kader der Tornados wieder beängstigend eng. Neben den zwei Torhütern stehen im Team nur 15 Feldspieler. Die Nieskyer können also nur im Optimalfall drei komplette Reihen aufbieten. An einem Spieler (ein aus Weißwasser stammender Allrounder) sind die Nieskyer laut Jens Schwabe noch dran. Gerade bei den zehn Freitag-Auswärtsspielen wird das ein Problem. „Diese Ansetzung verstehe ich überhaupt nicht. Wir sind Amateure, gehen arbeiten und sollen am Freitag kurz nach Mittag zum Auswärtsspiel losfahren“, schimpft Schwabe, der wohl immer auf einige seiner Spieler verzichten muss. Da tut besonders weh, dass die Neumann-Zwillinge nach Berlin abgewandert sind, weil sie dort einen Weg ins Profi-Eishockey versuchen wollen (ein Angebot der Lausitzer Füchse lehnten sie als zu schlecht ab), und dass Filip Mazurek aus beruflichen Gründen eine Saison aussetzt.
Dafür ist der Trainer, der wegen der entsprechenden Regelungen desEishockeybundes nicht mehr selbst mitspielen darf, mit der Qualität des Kaders und der bisherigen Saisonvorbereitung sehr zufrieden: „Wir haben mit Marcel Linke und Daniel Bartell zwei absolute Kracher ins Team bekommen. Und in der Saisonvorbereitung sind wir angesichts der super Trainingsbeteiligung weiter als im Vorjahr.“
Außerdem haben die Nieskyer drei Testspiele vereinbart. Am Sonnabend spielen die Tornados in Weißwasser gegen U22-Auswahl des ETC Crimmitschau, eine Woche später folgt das Rückspiel, und am 1. Oktober steigt ein Freundschaftsspiel-Derby in Jonsdorf.
SZ vom 14.09.11, Beitrag: Frank Thümmler
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