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SZ-Serie: Leute von hier
27.01.07, 14:27 Uhr
Tauchgang nach den „Dritten“
Sächsische Zeitung vom 27.01.07, Bericht Claus Wöhle

Friedemann Brusch, Schwimm- und Eismeister im Freizeitpark Niesky, kann aus seiner Arbeit tolle Schnurren erzählen.

Friedemann Brusch muss heute noch grinsen, wenn er daran denkt, wie er kurz nach der Wende einer aufgeregten Frau zu Hilfe eilen musste. Die Gute hatte im Schwimmbecken ihre „Dritten“ (Zahn-Teilprothese) verloren, und im trüben Wasser war sie nicht wiederzufinden. „Also haben wir uns als Taucher versucht und sind auf dem Beckenboden herumgekrebst, bis wir das Ding tatsächlich wiedergefunden haben!“ Die Freude der Frau kannte keine Grenzen. Auch solche schnurrige Geschichten sind es, die den 46-jährigen Schwimm- und Eismeister im Nieskyer Freizeitpark am Wasserturm im Lauf der Jahre immer enger mit seiner Tätigkeit verschweißt haben. „Man arbeitet viel an der frischen Luft. Das gefällt mir. Außerdem kommt man mit Menschen zusammen. Und für die Technik habe ich mich schon immer interessiert. Ich arbeite seit Mitte 1989 hier, bin mit der Anlage verwachsen. Ich will nichts anderes machen.“ Friedemann Brusch stammt eigentlich aus Premnitz und ist gelernter Maschinen- und Anlagenmonteur. Einige Jahre hat er im damaligen VEB Waggonbau Niesky gearbeitet, in der M-Halle, wo die Drehgestelle für die Sowjetunion gebaut wurden. Schlosser und Schweißer war er da. Bereits zu dieser Zeit war er Rettungsschwimmer und mit dem Waldbad verbandelt. Im April 1989 wechselte er endgültig ins Waldbad. Seit 2001 ist er nun Schwimmmeister nach bundesdeutscher Fasson. 1000 Stunden büffelte er dafür in der Meisterschule. Das fiel ihm nicht leicht: „Ich musste mich ans Stillsitzen erst mal gewöhnen.“

Im Winter ist Friedemann Brusch Eismeister, im Sommer Schwimmmeister. An so einem Hochsommertag kann es im Waldbad ganz schön stressig zugehen. „Ab 5.30Uhr sind wir auf der Anlage“, sagt Brusch. Und dann geht das tägliche Pensum los: Filter prüfen und spülen, Becken reinigen, Wege harken, die Kasse vorbereiten, Zählerstände notieren, Computerarbeiten erledigen, schließlich duschen. 9Uhr stehen die ersten Badegäste vor der Tür und wollen herein. Helfer, Auskunft, Berater und Kummerkastentante, das ist der Schwimmmeister dann den ganzen Tag lang für die Badegäste. Ab und zu muss er aber auch mal etwas strenger dreinblicken, zum Beispiel dann, wenn sich junge Leute partout nicht an die Badeordnung halten wollen. Im Notfall wird der Betroffene dann auch mal aus dem Bad komplimentiert. „Das passiert aber relativ selten“, sagt Friedemann Brusch. Das Schlimmste, was sie in den vergangenen Jahren zu verarzten hatten, waren Abschürfungen oder Wespenstiche. Ertrunken ist hier seit 40 Jahren niemand. 20Uhr, wenn das Bad geschlossen wird, kehrt auch für den Schwimmmeister etwas Ruhe ein. Sein Arbeitstag dauert dann meist noch bis 22Uhr. Papierkörbe leeren, die Kassenabrechnung machen und die arg strapazierten Rasenflächen wässern, das ist das Letzte, was er tun muss, bevor er heimgeht.

Musik in der Freizeit

Drei Leute arbeiten sie im Freizeitpark, in drei Schichten: Eine Woche Frühschicht ist zu absolvieren, eine Woche Spätschicht, und dann gibt’s eine Woche frei. An diesen freien Tagen greift Brusch gern mal zum Bastelwerkzeug und versucht sich im Modellbau. Einige Segelschiffsmodelle hat er bereits zu Hause stehen. Viel freie Zeit steckt er auch in den Bläserchor Gebelzig. Er wohnt im Ort, und wenn geblasen wird, ist er immer mit dabei, wenn er es mit seiner Arbeit vereinbaren kann.

Ach so, Herr Brusch: Wie ist denn das so mit den hübschen Frauen im Sommer im Waldbad? Schaut man da besonders gern hin? Der 46-Jährige lacht: „Schon, aber nicht intensiv. Ich darf mich schließlich nicht ablenken lassen!“
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