18.12.16, 21:26 Uhr
Hut ab! Was für ein Abend... Wer das gestrige Spitzenspiel der Tornados beim Tabellenführer Chemnitz verpasst hat, dürfte sich noch nachträglich in den Allerwertesten beißen. Mit einer großartigen Leistung führten die Blau-Gelben die Crashers vor und gewannen vor tollen 1795 Zuschauern auch in der Höhe verdient mit 0:8 (0:1; 0:3; 0:4). Die mitgereisten etwa 60 ELV-Fans waren schlichtweg begeistert. Jens Schwabe hatte seine Mannschaft spätestens ab dem Mitteldrittel perfekt eingestellt und die Seinen dankten es ihm mit einer überzeugenden Vorstellung.
Das mit Spannung erwartete Duell der bis dato besten beiden Clubs der Regionalliga Ost begann mit etwa fünf Minuten Verspätung in der Eishalle am Küchwald. Gleich mit dem ersten Versuch eines Alleingangs, verletzte sich ein Angreifer der Chemnitzer, als er nach dem Eingreifen des ELV-Verteidigers ungünstig mit dem Rücken gegen das Torgestänge schlug. Nach einer kleineren Unterbrechung ging es für den Betroffenen schönerweise verletzungsfrei weiter. Coach Schwabe wollte diesmal einen Rückstand unter allen Umständen verhindern und sein Team wirkte in der Anfangsphase sehr konzentriert. Als sich in der 4. Minute die Chance zur Überzahl (ÜZ) bot, fackelten die Gäste nicht lange. Greulich drosch die Scheibe in der Nähe der blauen Linie zentral stehend in die Maschen. Der perfekte Start sorgte für Partystimmung bei den mitgereisten Anhängern. Kurz darauf gab es bei erneuter ÜZ die Chance scharf nach zu waschen. Doch diesmal passten die Westsachsen besser auf und verhinderten den frühen zweiten Gegentreffer.
In der Folge wechselten sich beide Vereine bei sehr flottem Tempo mit dem Auslassen guter Chancen ab. Spannung pur im Minutentakt war zu verspüren. In der 8. Minute musste sich Torwart Handrick nach einem abgefälschten Schuss mächtig strecken. Im Gegenzug passte Greulich perfekt auf den startenden Pohling, doch Golle reagierte zu überhastet. Sekunden später rettete schon wieder Handrick bei einem spritzigen Vorstoß der Gastgeber. Einer tollen, aber unbelohnten Aktion von Brill auf Vorlage von Wimmer, folgte fast der Ausgleich. Wieder reagierte der Nieskyer Keeper aus kürzester Distanz überragend. Für berechtigten Ärger unter den Fans sorgte dann das Kampfgericht, welches bis zum Ende des Drittels ständig Probleme mit der Spieluhr hatte. Immer wieder ließ man die Uhr bei Unterbrechungen regelwidrig weiterlaufen oder stellte sie willkürlich (u. a. bei Unterzahl Niesky) zurück. In Minute 16 nutzen die Crashers einen Fehlpass für einen gefährlichen Konter. Doch der Stürmer, allein vor dem Tor, bekam den Puck nicht richtig unter Kontrolle und verzog. Kurz vor dem Pausentee hatte der ELV dann Glück. Robert war etwas zu früh aus dem Kasten gelaufen und der Pfosten sicherte die knappe Führung.
Zur Pause trauten viele Anhänger dem Braten noch nicht so richtig. Der Meister lag vorn und hatte auch weitestgehend achtsam agiert. Der Tabellenführer überwog jedoch bei der Gefährlichkeit der Chancen. Dies sah Theo Schwabe offensichtlich genauso und schickte seine Jungs taktisch verändert und mit der nötigen Entschlossenheit zurück auf das Eis. Dies zahlte sich umgehend aus. Die Blau-Gelben standen jetzt hinten sicher, produzierten teilweise sehenswerte Spielzüge und bestraften die Fehler des Gegners gnadenlos. Zwei Möglichkeiten von Brille und ein Schlenzer von Pohling blieben noch ungenutzt - dann aber klingelte es.
Ein in der neutralen Zone abgefangener Puck wurde blitzartig auf Noack gespielt. Die Nr. 86 ließ U18-Nationaltorwart Arnsperger cool aussteigen und schob von links zum 0:2 in der 25. Minute ein. Die Crashers taten sich jetzt schwer und kamen viel zu selten in gute Schussposition. Erst nach 27 Minuten musste Nieskys Schlussmann wieder mal eingreifen. Es folgte ein längerer Zeitraum ohne Unterbrechung. Als Musil schließlich nach der Hälfte der Partie auf die Strafbank musste, folgte die Vorentscheidung. In Unterzahl (33.) fing erneut Noack den Powerplayversuch der Hausherren ab und startete blitzschnell in die Gegenrichtung. Auch diesmal war Arnsperger ohne Chance. Auch die folgende ÜZ zeigte die Überlegenheit des Meisters, der seinen Kontrahenten fast schwindelig kombinierte. Schließlich gelang Leyva noch vor der nächsten Pause (37.) mit viel Übersicht das 0:4 aus dem Slot heraus. Schluss war aber noch nicht. In der 38. Minute packten die Westsachsen nochmal den Hammer aus. Doch der Pfosten stand dem Jubel der riesen Heimkulisse erneut im Weg.
Im letzten Abschnitt überzeugte der Titelverteidiger auf ganzer Linie. Man ließ gegen die Chemnitzer, die wie der ELV mit drei kompletten Reihen angetreten waren, nichts mehr zu. Mit Routine und großem Selbstvertrauen schraubte man das Ergebnis kontrolliert in die Höhe und bescherte den Blau-Weißen eine saftige erste Saisonpleite, die einem Debakel glich. Einer Menge Heimzuschauern war dies offensichtlich zu viel, denn die Reihen im Publikum lichteten sich beträchtlich. Auch die Stadionuhr wollte wohl davonlaufen und machte erneut Probleme.
Nach einem unbelohnten super Alleingang an der Bande durch Wimmer (48.), erzielte Musil (49. ÜZ) im Nachschuss den fünften Treffer des Abends. Nur 23 Sekunden später nutzte Brill die Konfusion bei den Gastgebern und traf aus Nahdistanz ebenfalls. Doppelt brenzlig wurde es noch einmal in der 50. Minute. Zunächst parierte Handrick einen Sololauf und sicherte sich so den kaum für möglich gehaltenen Shutout beim offensiv stärksten Team der Liga. Anschließend blieb ein Spieler der Crashers nach einem Zweikampf auf dem Eis liegen. Ohne dass das Match durch HSR Noeller unterbrochen wurde, stürmten darauf Akteure der Heimmannschaft regelwidrig das Eis und reklamierten. Glück für die Hausherren, dass hier nur auf 10 Minuten Disziplinarstrafe entschieden wurde. Niesky packte schließlich noch 2 Treffer drauf. Schwarz (51.) mit einem Abstauber und Bartlick (57.) mit seiner ganzen Erfahrung sorgten für den endgültigen K.o..
Strafen: Chemnitz Crashers: 16 Minuten + 10 Minuten, Tornado Niesky - 14 Minuten
Randnotiz zum Abend:
Aus unserer Sicht enttäuschend verlief für die Gastgeber die Charity-Aktion für den Verein "tellerlein deck dich e.V." - Für Kinder gegen Hunger. Nicht einmal 550 Euro kamen aus Zuschauerspenden zusammen. Die Crashers und ein Sponsor legten noch drauf, so dass wenigstens 1000 Euro erzielt wurden. Einige Gästefans spendeten bis zu 5 Euro. Wenn man bedenkt, dass fast 1800 Zuschauer in der Halle waren, die zu großen Teilen nicht mal Eintritt zahlen mussten, kann man sich ausrechnen, was da pro Kopf (nicht)gespendet wurde. Sehr schade für den sympathischen Hilfsverein und das Engagement der Crashers.
Foto: Laura Balzer
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