25.08.15, 20:53 Uhr
(Quelle: Sächsische Zeitung) Alle alten Oberligakonkurrenten sind abhanden gekommen. Die Nieskyer sind auch eine Liga tiefer motiviert.
Alles ist wie immer – und doch ganz anders: Die Nieskyer Tornados haben den Sommer über viel für ihre Athletik getan, mit Beginn der Eiszeit in der Weißwasseraner Eisarena trainieren auch die Nieskyer zweimal pro Woche dort – über das Nieskyer Eisstadion und seine Überdachung wird diskutiert. Aber die Ausgangsposition für die Mannschaft ist eine ganz andere. Ihr sind schlichtweg alle Konkurrenten der vergangenen Spielzeiten abhanden gekommen. Alle spielen jetzt eine Liga höher.
Das aber nicht, weil die Tornados sportlich abgestiegen wären. Sie schafften in der vergangenen Saison den vierten Platz und nahmen an der sogenannten Verzahnungsrunde mit der Oberliga West teil. Die Tornados haben sich aus anderen Gründen zurückgezogen, wollen den „Wahnsinn Oberliga“ nicht mitmachen. „Wenn wir jetzt auf die Spielpläne schauen, war das die genau richtige Entscheidung“, sagt Gerd Jandik, der 1. Vorsitzende des ELV Niesky und Mannschaftsleiter der Tornados. In der Oberliga Nord – wo die bisherigen Ligakonkurrenten Leipzig, Erfurt, Halle, Fass Berlin und Regionalligameister Preussen Berlin auflaufen – besteht die Hauptrunde aus 42 Spielen, in der Oberliga Süd – Wo der EHV Schönheide spielen wird – aus 40 Spielen. Streng im Freitag-Sonntag-Rhythmus. Und danach beginnen erst die Play-offs/Play-downs.
„Für unsere Spieler ist das nicht zu machen. Wir sind in der Verzahnungsrunde der vergangenen Saison Sonntag früh um acht Uhr losgefahren und waren am Montag, sechs Uhr zurück, bevor die Jungs auf Arbeit gegangen sind. Bei Freitagsspielen braucht man immer Urlaub. Das alles ist für uns nicht realisierbar. Auch finanziell wäre es nicht machbar“, spricht Jandik Klartext. Die Situation hatte sich ja schon im Laufe der letzten Saison abgezeichnet, und die Spieler, so Jandik, hätten verstanden, dass dieser Aufwand zu groß ist. Deutliches Indiz dafür, dass das stimmt: Die Mannschaft ist nahezu komplett zusammengeblieben. Einzig Marcel Linke und Marcel Leyva mussten aus gesundheitlichen Gründen ihre Laufbahn beenden, der 44-jährige Viteszlav Jankovych war Ende der vergangenen Saison in den Eishockey-Ruhestand geschickt worden.
Alle anderen Spieler sind an Bord geblieben. Sogar Mojmir „Moschner“ Musil wird auch in der kommenden Saison auflaufen. Ursprünglich hatten die Tornados in der Regionalliga auf ausländische (transferkartenpflichtige) Spieler aus Kostengründen verzichten wollen. Aber bei Musil haben sie ihre Meinung doch noch geändert. „Die Mannschaft hatte sich das gewünscht, auch wegen der Verdienste, die sich der immer faire Sportsmann bei uns erworben hat“, sagt Jandik. Dazu kommen die Nieskyer Spieler, die in der vergangenen Saison in einer Spielgemeinschaft mit Bad Muskau in der Regionalliga eine gute Rolle gespielt hatten (fünfter Platz) und jetzt logischerweise nach Niesky zurückkehren, schon weil eine Spielgemeinschaft in der gleichen Liga nicht möglich ist.
In einem aber hatten sich die Nieskyer getäuscht: Sie hatten damit gerechnet, dass nicht alle Konkurrenten der alten Oberliga Ost das Wagnis der neuen Oberliga eingehen. Jetzt beobachten die Tornados genau, wie es den Mannschaften dort ergeht. „Insgeheim rechnen wir damit, dass die eine oder andere Mannschaft im nächsten Jahr wieder in unserer Liga spielt“, sagt Jandik.
Hier heißen die Gegner jetzt ESV 03 Chemnitz „Chemnitz Crashers“, SV Rudelswalde Outlaws, ESC Dresden, EHV Dresden „The Devils“, ESC Jonsdorf, FASS Berlin B, ESC Berlin 2007, EHC Berlin Blues und Rot-Weiß Bad Muskau. Es wird eine Einfachrunde gespielt, sodass jedes Team jeweils neun Heim- und Auswärtsspiele hat. Anschließend wird der Meister der Regionalliga Ost durch Play-offs ermittelt. Dazu spielen die ersten vier Mannschaften nach der Hauptrunde in Best-of-three-Serien den Meister aus.
Die Nieskyer sind nach ihrem unfreiwilligen Abstieg bei nahezu gleicher Spielstärke einer der Favoriten. Das streitet Gerd Jandik nicht ab, warnt aber gleichzeitig: „Ich habe in der vergangenen Saison einige Spiele der Regionalliga gesehen, weil ich unsere Jungs der Spielgemeinschaft mit Bad Muskau beobachten wollte. So schlecht ist diese Liga gar nicht. Wir dürfen die Gegner auf keinen Fall unterschätzen. Und gegen die Spitzenteams wird es alles andere als ein Selbstläufer“. Zu den Favoriten zählte Jandik die Chemnitzer, Rudelswalde, wo viele Crimmitschauer spielen, und vielleicht eine Berliner Mannschaft, die jene Akteure einsammeln könnte, die nicht mit in die Oberliga gehen wollen. Eine Saison wie jene vor einigen Jahren, in der es unglaubliche Resultate (unvergessen ist ein 59:0) gab, die aber gleichzeitig auch langweilig war, erwartet Jandik nicht.
Die Mannschaft macht derweil nicht den Eindruck, als ließe sie die Saison locker angehen. Das Sommertraining bei Konditionstrainer Detlef Kasper war gewohnt hart, jetzt kommt das Eistraining dazu. Und diesmal sind sogar zwei Testspiele vereinbart – jeweils gegen den ehemaligen Ligakonkurrenten Fass Berlin: Am Sonntag, den 6. September, ab 16 Uhr in Weißwasser und am Sonnabend, den 19. September, 19 Uhr im Erika-Heß-Eisstadion in Berlin-Wedding. Am 3. Oktober folgt dann die traditionelle Mannschaftsvorstellung der Tornados in Niesky. In den Wochen danach soll die Saison beginnen.
Gerd Jandik: „Derzeit wird der Spielplan abgestimmt. Wir wollen im Oktober mit Auswärtsspielen beginnen und ab November, wenn wir in Niesky wieder Eis haben, die Heimspiele austragen – möglichst immer sonnabends.“ Dann wird der Blick der Spieler und Zuschauer auch wieder nach oben gehen – gen Himmel, wegen des Wetters. Und der Gedanke an das fehlende Dach wird im Kopf sein. Gerd Jandik nervt dieses Thema nur noch: „Seit 15 Jahren wird jetzt darüber geredet. Ich wünsche mir, dass wir jetzt aufhören zu reden und ab Frühjahr endlich bauen.“ Dann wäre in einem Jahr noch einmal alles ganz anders.
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