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Warum Nieskyer Oberliga-Eishockey auf der Kippe steht
18.03.15, 11:48 Uhr (Quelle: Sächsische Zeitung)
Die Nieskyer Tornados haben eine erfolgreiche Saison gespielt. Aber der Verband stellt hohe Forderungen – zu hohe?

Die Nieskyer Tornados werden die Verzahnungsrunde der Oberligen Ost/West wohl auf dem letzten Platz beenden. Am Freitagabend verloren sie das Duell bei den Black Dragons Erfurt mit 8:4. Das Spiel war relativ schnell zugunsten der Gastgeber entschieden. Nach dem ersten Drittel stand es schon 5:2. Die beiden anderen Abschnitte konnte Niesky nahezu ausgeglichen gestalten, aber der Dampf ist ganz einfach raus aus dieser Saison. Die Nieskyer Tore erzielten der junge Markus Fabian, der gleich doppelt traf, Marco Noack und Chris Neumann. Viel wichtiger war den Tornados dann die Sportlerehrung am Sonnabend, Sie wurden im Nieskyer Bürgerhaus zum sechsten Mal in Folge (!) als populärste Mannschaft aus Niesky, Weißwasser und Umgebung ausgezeichnet. In die Freude über diesen überragenden Erfolg mischen sich aber auch Sorgen um die Zukunft der Mannschaft. Es könnte sein, dass sie in der nächsten Saison keine attraktiven Gegner findet.

Grund ist die Unzufriedenheit des Deutschen Eishockeybundes (DEB), aber auch vieler Vereine mit der derzeitigen Oberliga – der dritthöchsten Spielklasse in Deutschland, in der auch die Tornados spielen. Es gibt derzeit vier Oberligen (Süd, West, Nord und Ost). So richtig zufrieden sind der DEB und Vereine nur im Süden. In allen drei anderen Ligen gibt es Probleme: zu wenige Mannschaften (im Osten zuletzt nur sechs), zu großes Leistungsgefälle innerhalb der Ligen (vor allem im Norden und Westen) und zu große Leistungsunterschiede zwischen den Oberligen, wobei die Playoffs in die DEL 2 zuletzt gezeigt haben, dass von einer Überlegenheit des Südens nicht unbedingt die Rede sein kann.

Der Wunsch des DEB, unter den zwei Profiligen DEL und DEL 2 eine starke dritte Liga zu installieren, damit der Leistungsabstand zwischen den Ligen nicht so groß ist, Absteiger aus der DEL 2 nicht ins Bodenlose fallen und Aufsteiger eine Chance haben, ist nachvollziehbar. Qualitätsgewinn durch Verknappung, heißt der Lösungsansatz des Eishockeybundes. Mach aus den drei Oberligen West, Nord und Süd nur noch zwei, später vielleicht nur noch eine, und schon habe ich die höhere Qualität.

Derzeit macht der DEB Druck, will schon ab der kommenden Saison auf zwei Ligen (mit jeweils mehr Mannschaften) außerhalb des Südens reduzieren. Die Nieskyer Tornados sollen sich wie alle Oberligisten positionieren, ob sie diesen Schritt mitgehen wollen.

Sportlich hätten sie das drauf. Das haben sie in dieser Saison erneut bewiesen. Denkt man genauer darüber nach, was das praktisch bedeutet, kommen Zweifel. Abgesehen von finanziellen Dingen (erhöhte Fahrt- und Schiedsrichterkosten) bedeutet so eine Liga auch viele sehr weite Fahrten. Und da auch die Anzahl der Spiel erhöht werden sollen, werden Amateure aus dieser Liga praktisch ausgeschlossen.

Wer arbeiten geht, kann am Freitagabend eben nicht aus Weißwasser startend in Rostock, Hannover, Essen usw. sein. Und bei Auswärtsspielen am Sonntagabend sind die Spieler unter Umständen kurz vor ihrem Arbeitsbeginn in Weißwasser zurück. Als die Nieskyer kürzlich in Duisburg spielten, waren die Gastgeber fassungslos, als sie hörten, dass die Tornado-Spieler am nächsten Tag arbeiten gehen. So etwas Verrücktes kann man in Ausnahmefällen vielleicht mal machen, aber nicht als Normalfall über eine Saison. Also braucht eine quantitativ deutlich reduzierte (und damit qualitativ verbesserte) Oberliga Mannschaften, die überwiegend aus Vollprofis bestehen. Für Niesky, wegen seiner geografischen Lage besonders benachteiligt, kommt das nicht infrage. Und viele Spieler legen ja gerade Wert darauf, finanziell nicht vom Eishockey abhängig zu sein.

Der DEB hat eine weitere hohe Hürde aufgebaut. Er fordert, dass unter seiner Regie und nicht mehr unter der der Landesverbände gespielt wird. Daran hängt der Reindl-Pool zur Nachwuchsförderung, in den pro fehlende Nachwuchsmannschaft (Spielgemeinschaften zählen nur für den federführenden Verein) 15 000 Euro eingezahlt werden sollen. Dafür profitieren aus dem Pool Vereine mit überragender Nachwuchsarbeit.

„Die Idee mag ja gut sein. Aber wie sollen wir in einer 12 000-Einwohnerstadt selbstständige Nachwuchsteams in allen Altersklassen aufstellen. Das geht an den Realitäten vorbei. Wir werden da mit Millionenstädten in einen Topf geworfen“, sagt der Vereinspräsident Jörn Dünzel. Die Nieskyer hoffen nun, dass viele andere „kleine“ Oberligisten die Probleme ähnlich erkennen und doch noch eine tragfähige Variante gefunden wird.

Ansonsten ist sich Dünzel sicher, dass die „Einführung einer dritten Profiliga durch die Hintertür“ scheitern wird, so wie es vor ein paar Jahren schon einmal der Fall war. Damals kam man in Deutschland zu der Erkenntnis, dass hier kein Platz für eine dritte Profiliga, die finanzielle Belastung einfach zu hoch ist. Und Insolvenzen gab es auch in der jüngeren Vergangenheit schon genug. „Wir werden jedenfalls nicht die Zukunft unseres gesamten Vereins riskieren“, erklärt Dünzel. „Wenn sie das einführen, sehen wir uns in ein paar Jahren in einer ähnlichen Konstellation wie jetzt wieder“, ist sich der Präsident sicher.
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