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Der Traum vom Eis
27.02.14, 17:22 Uhr (Quelle: Sächsische Zeitung)
Die Sonne gewinnt jetzt gegen die Eismaschine. Das wäre anders, wenn ein Stadiondach Schutz bieten würde. Doch über das Projekt ist noch nicht entschieden. ote Wangen und Spaß haben die jungen und älteren Nieskyer, die an diesem sonnigen Nachmittag im Eisstadion ihre Runden drehen. Es ist der einzige Ort weit und breit in und um Niesky, wo in diesem überaus milden Winter und den Winterferien überhaupt Wintersport möglich ist. So flitzen viele auf blanken Kufen übers Eis. Doch der Spaß ist getrübt. Gut ein Drittel des Eisovals verdient den Namen nicht. Wasser steht auf dem dünnen Eis. Darunter scheint schon der rote Tartan hindurch. Es ist die Fläche bei der Tribüne, auf der die Sonne am Nachmittag das mit viel Energie aufgebaute Eis zum Schmelzen bringt. „Eigentlich müssten wir die Eismaschine sofort abstellen“, sagt Holger Ludwig. Er hat keine Kufen unter den Schuhen, dafür aber Sorgenfalten auf der Stirn. Ludwig ist Geschäftsführer der Stadtwerke Niesky und der Sport und Freizeit GmbH Niesky. Die Sonne leckt am Eis und an den Zahlen, für die der Geschäftsführer zuständig ist. Maximal bis Sonntagabend werden die Eismaschinen laufen. Dann ist auf jeden Fall Schluss, kündigt Holger Ludwig an. Ein harter Satz für den Eislaufverein Niesky. Der hatte gehofft, dass eine Woche länger Eis gemacht wird. Denn am 8. März wollten die in der Eishockey-Oberliga Ost spielenden Tornados im heimischen Waldstadion vor ihren Fans das Pokalhalbfinale bestreiten und ihre Torfrau Ivonne Schröder nach der Olympiateilnahme in Sotschi wieder in der Heimat begrüßen. Doch daraus wird nun nichts. Den Vereinsvorsitzenden Jörn Dünzel habe er informiert, sagt Holger Ludwig. Am Montag will der Verein beraten, wie es nun weiter geht – und wo Ivonne Schröder empfangen werden kann, sagt Elke Weinig vom ELV. Die Hiobsbotschaft für den Eislaufverein gab es allerdings schon zum Jahreswechsel. Da hatte der Nieskyer Oberbürgermeister Wolfgang Rückert mitgeteilt, dass sich die Baupläne für das Waldstadion verschieben und 2014 nicht gebaut werden wird. Statt wie geplant die Baugenehmigung einzuholen und Baufirmen zu beauftragen, musste erst einmal ein Schallschutzgutachten in Auftrag gegeben werden. „Die neue Zeitschiene sieht vor, dass noch eine Saison ohne Dach gespielt werden muss“, sagte der Nieskyer Oberbürgermeister der SZ im Dezember 2013. Ursprünglich war vorgesehen, dass nach dem Ende der Eishockeysaison 2013/14 im Frühjahr mit dem Einbau neuer Eistechnik und dem Bau eines Daches begonnen wird. Diese Aussage ist jetzt acht Wochen her. Sogar schon 18 Monate liegt der gefeierte Moment zurück, als Sachsens Innenminister Markus Ulbig mit einem Fördermittelbescheid nach Niesky kam. Mit ei- R nem Tornadoschal um den Hals übergab der Minister symbolisch 2,654 Millionen Euro an die Große Kreisstadt. Der große Teil dieser Summe soll der Stadt helfen, den Traum vom Eis wahr zu machen. In kurzen Hosen und mit Tornadotrikot war auch Hermann Schulze aus See an diesem denkwürdigen 31. August 2012 im Waldstadion dabei. Er bezeichnet sich selbst als Tornadofan und Optimisten und fragt sich: „Was machen die denn eigentlich?“ In seinen Augen hat sich nichts getan. So wie ihm geht es vielen Eishockeyfans. Hermann Schulze beobachtet, dass viele frustriert sind. Das Fanpotenzial stirbt langsam aus, sagt der Mann aus See, der sich so gut wie kein Spiel entgehen lässt. Dass das nicht nur ein Bauchgefühl ist, zeigen auch die Gästezahlen bei Heimspielen der Tornados. Für den Eislaufverein eine fatale Situation. Damit ein Amateurverein wie die Tornados so professionell in der Oberliga mitspielen kann, braucht es eine solide finanzielle Grundlage. Jeder Ausweich in ein anderes Stadion kostet Zuschauer und damit Einnahmen. Ganz abgesehen von dem organisatorischen Aufwand und den Kosten für Fahrten und Miete. „Soll das Eisstadion so weit hinausgeschoben werden, dass es am Ende gar nicht mehr gebaut wird?“, fragt Eishockeyfan Hermann Schulze. Viel zu ruhig sei es geworden, findet er. Die verschiedenen Nieskyer Fanprojekte hatten Mahnwachen organisiert und eine Demo vor dem Bürgerhaus, Unterschriften für neue Eistechnik und ein Dach gesammelt. Ministerpräsident Stanislaw Tillich war ein Brief übergeben worden. Nun hat die Stadt das Geld und trotzdem passiert scheinbar nichts: „Ein Hohn“, so Schulze. Sport und Freizeit-Geschäftsführer Holger Ludwig hat von den Sorgen vieler Nieskyer Eishockeyfans gehört. Wirklich zerstreuen kann und will er sie nicht. „Wir hoffen, dass wir im März die Schallprognose vorliegen haben“, sagt er. Danach wird das Papier erst einmal mit den Mitarbeitern aus dem Landratsamt diskutiert, die die Unterlagen für die Baugenehmigung auf den Tisch bekommen.
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