15.05.14, 10:18 Uhr
(Quelle: Sächsische Zeitung) Die Oberliga-Ost steht nach Forderungen des DEB auf der Kippe. Niesky und Jonsdorf fürchten unattraktive Spiele.
Attraktive Eishockeyspiele. Eine Liga, in der fast jeder jeden schlagen kann. Die Nieskyer Tornados (Platz fünf in der Liga Einzug ins Pokalfinale) und die Jonsdorfer Falken (starker Pokalauftritt nach schwacherSaison) haben sich in der Oberliga Ost wohl gefühlt. Die Fans auch. Das alles könnte jetzt aber zu Ende sein. Diese Oberliga, direkt unter der DEL 2 (mit den Lausitzer Füchsen und den Dresdener Eislöwen) angesiedelt, könnte an Forderungen des Deutschen Eishockeybundes (DEB) zerbrechen. Die SZ versucht zu erklären, was hinter dem Streit steckt, welche Lösungsmöglichkeiten es gibt und was das für die beiden Oberligavereine aus dem Landkreis für Auswirkungen hat.
Warum lässt der DEB nicht einfach alles, wie es ist?
Bislang haben die vier Oberligen (Süd mit den bayrischen Clubs, West, Nord und Ost) unter verschiedenen Bedingungen gespielt – die Oberliga Süd und seit vergangenem Jahr auch Nord unter dem Dach des DEB, die Oberligen West und Ost unter dem der Landesverbände. Dafür gab es Gleichstellungsverträge
zwischen DEB und Landesverbänden. Der für die Oberliga Ost ist jetzt nicht verlängert worden. „Dass der Verband alle Oberligisten gleichbehandeln will, ist nachzuvollziehen“, sagt Wolfgang Stöber, Manager der Jonsdorfer Falken. Warum haben die Vereine der Oberliga Ost etwas gegen die DEB-Regie? Im Kern geht es auch um Geld. Für die Oberligisten unter DEB-Dach ist der Spielbetrieb wesentlich teurer. Das geht bei einer Sicherheitsgebühr los, wenn eine Saison nicht beendet wird. Im Landesverband (LEV) hinterlegten die Ost-Oberligisten bislang 3 000 Euro, der DEB verlangt eine Bankbürgschaft in deutlich fünfstelliger Höhe. Bei Nichterfüllung des Nachwuchssolls (mindestens eine Kleinstschüler- und einen Jugendmannschaft) sind im LEV 1 500 Euro fällig, beim DEB 15 000 Euro. Spielgemeinschaften zählen nur für den „Hauptverein“, wodurch viele Oberligisten schon in Probleme kämen. Und der Reindl-Pool muss bedient werden. Dieses Extra-Konto hat der DEB geschaffen, um den Nachwuchs zu fördern. Gefüllt wird es durch Einzahlungen bei jedem Spielerwechsel. Oberligisten zahlen 1 500 Euro für jeden neuen Spieler im Kader ein, es sei denn, er hat mindestens vier Jahre im eigenen Nachwuchs gespielt. Ausgezahlt wird nach Anzahl und Klasse der Nachwuchsspieler. Je mehr es gibt, je höher die Spielklasse im Nachwuchsbereich, je mehr Einsätze in DEB-Nachwuchsmannschaften und je höherklassig die Vereine, in die die jungen Spieler wechseln – desto mehr Geld kommt aus dem Reindl-Pool zurück. Fakt ist: Die Vereine der Oberliga Ost würden allesamt nahezu leer ausgehen. „Wir fallen da durchs Rost“, sagt Stöber. Schließlich sind die Schiedsrichterkosten pro Spiel unter DEB-Regie etwa doppelt so hoch wie bisher. Mit Mehrkosten von rund 6 000 Euro müssen die Vereine rechnen. „Für uns und die meisten anderen Oberligisten ist das alles nicht zu stemmen“, sagt Gerd Jandik, 1. Vorsitzender des ELV Niesky und Co-Trainer der Tornados.
Warum verweigern sich nicht einfach alle Vereine dem DEB-Diktat?
Eine solche Haltung zeichnete sich im vergangenen Herbst bei einer ersten Verhandlungsrunde ab. Letztlich sitzt der DEB aber am längeren Hebel, zumindest, wenn es um eine Aufstiegsperspektive geht. Spielen die acht Ostclubs einfach (zum Beispiel als Regionalliga) unter Regie der Landesverbände weiter, würden sich die Besten nicht mehr für die Play-off Runden um den Aufstieg in die DEL 2 qualifizieren können. Das ist aber zumindest für die drei „großen“ Vereine (Leipzig, Erfurt und Halle) enorm wichtig. Zumindest für Leipzig und Halle ist der Aufstieg in die DEL 2 sogar ein mittelfristiges Ziel. Der DEB bleibt mit seinen Forderungen hart und die Front der Ostvereine bröckelt. Sollte auch nur ein Verein ausbrechen, hätte die Liga weniger als acht Mannschaften und wäre unattraktiv. Chemnitz zieht sich nach einer Insolvenz aber sowieso in die Regionalliga zurück. Dafür könnten die Berliner Preussen ein Jahr nach dem Rückzug in die Regionalliga
wieder aufrücken.
Welche Varianten für die kommende Saison werden jetzt diskutiert?
Variante 1: Es gibt eine gemeinsame Oberliga der bisherigen Oberligen Ost und Nord mit allen Mannschaften, die dazu bereit sind. In der Oberliga Nord haben zuletzt Mannschaften aus Hamburg (2), Hannover (2), Rostock, Adendorf, Braunlage und Nordhorn gespielt. Aus Nieskyer und Jonsdorfer Sicht sind bestimmte Auswärtsfahrten kaum zu stemmen, schon, weil die meisten Spieler normal arbeiten gehen. Von Jonsdorf bis Timmendorfer Strand sind es 620 Kilometer und mit dem Bus locker sieben Stunden, nach Nordhorn quer durch die Republik noch weiter. „Wir glauben nicht, dass sich viele Vereine finden, die das wollen“, schätzt Stöber. Die es nicht wollen, würden in den Regionalligen verschwinden. Für Niesky und Jonsdorf wäre es eine Katastrophe, wenn sie dort dauerhaft auf sportlich nicht konkurrenzfähige Vereine treffen würden.
Variante 2: Es gibt erst einmal eine Runde in jeder der beiden Oberligen Nord und Ost. Es würde im Januar zu einer Verzahnung untereinander kommen, um die Qualifikanten für die Play-off-Runden in die DEL 2 auszuspielen.
Variante 3: Die Oberligisten beugen sich doch geschlossen dem Diktat des DEB und hoffen, dass er ihnen mit Übergangsfristen entgegenkommt. Die zu zahlenden Summen (Bürgschaft, Nachwuchsstrafe und Reindl-Pool) könnten nach und nach im Laufe der nächsten Jahre angehoben werden.
Bis wann soll eine Entscheidung getroffen sein?
Die Zeit drängt. Die Oberliga West (in die Erfurt tendierte) hat schon längst Meldeschluss. Die Vereine der Oberliga Ost haben einen ehemaligen Schönheider Spieler (Robert Hoffmann) beauftragt, mit dem DEB zu verhandeln. „Unser Problem ist doch, dass wir noch nichts wissen. Stimmt der DEB bezüglich der Kosten Übergangsregelungen zu? Gibt es genügend Vereine, die trotz der großen Entfernungen an einer Oberliga Nord-Ost teilnehmen wollen? Wie sollen wir uns da entscheiden?“, fragt der Jonsdorfer Manager Stöber. Aus Niesky sind ähnliche Töne zu vernehmen. Eine gemeinsame Sitzung mit den Nordvereinen in zwei Wochen könnte weitere Aufschlüsse geben.
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